Manuel Herz präsidiert die Svizra27-Jury zusammen mit Doris Leuthard und Pierre de Meuron

 

Im Zusammenhang mit dem Ideenwettbewerb für das Landesausstellungsprojekt, wurden insgesamt 27 Projektideen eingereicht. Wie ist Ihr Eindruck über Qualität der Ideen und die Kraft der dahinterstehenden Projektteams?

 

Insgesamt war die Jury erfreut über die sehr unterschiedlichen Ansätze, und über die Vielzahl von Ideen, welche vorgeschlagen wurden. Bei Wettbewerben freut man sich als Jurymitglied am meisten über Vorschläge, die man nie erwartet hätte und über Ideen auf die man selber nie gekommen wäre. Dies war auch bei der Stufe 1 des Svizra27 Wettbewerbs zweifelsohne der Fall war. Zum Teil gehören bekannte Persönlichkeiten zu den Teams, oder solche die den Jurymitgliedern bereits aus anderen Projekten bekannt waren. Diese haben sich mit Referenzprojekten beworben, die wir selber besucht und geschätzt haben. Aber auch hier sind es die Überraschungen, Unbekanntes zu entdecken. Genaue diese Überraschungen machen den Prozess spannend und öffnen uns die Augen für Neues.

 

 

Der Wettbewerb steht in der Stufe 1 von insgesamt 3 Stufen, also noch am Anfang. Wie beurteilen Sie das Potential für eine starke Projektidee der nächsten Landesausstellung?

 

Bei den Diskussionen in der Jury stand die Frage im Vordergrund, wie gut sich ein Projektvorschlag über die nächsten Stufen (und potentiell bis zur Realisierung) entwickeln kann. Das unterscheidet diesen Wettbewerb auch von Architekturwettbewerben. Es ging uns nicht darum die Vor- und Nachteile eines fertigen Projekts zu beurteilen. Im Gegenteil, Vorschläge die zu konkret und fertig ausgearbeitet schienen, wurden kritischer diskutiert. Bei diesen Projekten wurde das Potential vermisst, sich in den nächsten Monaten noch verändern zu können. Ähnlich ging es uns bei den Teams und deren Zusammensetzung auch um die Frage, wie sich diese Personen in den nächsten Phasen beispielsweise noch durch weitere Mitglieder verstärken können. Als grosser Vorteil des Wettbewerbs hat sich das Konzept des «Open Source» herausgestellt. Hier werden alle Projektideen der ausgeschiedenen Teams für die weitere Konzeptentwicklung in der Stufe 2 zur Verfügung gestellt. So wollen wir sicherstellen, dass möglichst alle Ideen und Kombinationen von Ideen nicht verloren gehen und allenfalls weiterentwickelt werden können. Das scheint uns im Nachhinein wirklich als brillanter Aspekt dieses Wettbewerbsverfahrens.

 

 

Das Svizra27-Motto «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» erfährt gerade in der jetzigen Zeit einen beschleunigten Schub der Veränderungen in der Arbeitswelt und der Gesellschaft. Wie wurde die Frage nach der Darstellung des Mottos in den Projektideen gelöst?

 

Genauso wie die Vorschläge zahlreich und unterschiedlich waren, war auch die Behandlung des Themas der Arbeitswelt bei den Arbeiten; facettenreich und vielfältig. Manche Projekte behandeln das Thema konzeptionell und fast Manifest-artig, andere Projekte rufen die Besucher der Svizra27 zur Mitarbeit auf, und wiederum andere Teams behandeln die Virtualisierung der Arbeit. Für die Jury war es wichtig, dass sich das Thema «Arbeit» in der spezifischen Region und Orte der Nordwestschweiz verankert. Und obwohl wir uns der Signifikanz der (Online-) Medien auf unsere tägliche Arbeit sehr bewusst sind, und diese auch praktizieren, legen wir Wert auf ein physisches und eindrückliches Erlebnis dieses Themas beim Besuch der Landesausstellung in sieben Jahren.

 

(Manuel Herz ist Architekt und Professor Urban Studies an der Uni Basel)