Doris Leuthard im Interview mit CH Media
Die Baselstädter Ständerätin freut sich auf die Jurierung des Wettbewerbs
Siegerprojekt wird in einem dreistufigen Verfahren im Herbst 2021 erkoren
Die Baselstädter Ständerätin Eva Herzog ist Mitglied der Wettbewerbs-Jury des Landesausstellungsprojektes Svizra27. Am 22. Juni 2020 wurde der öffentliche Ideenwettbewerb lanciert, ab nächster Woche stehen die ersten Jurierungstage bevor. Eva Herzog ist Mitglied aus Überzeugung für eine nächste Landesausstellung in der Nordwestschweiz.
Sie haben sich entschieden als Jury-Mitglied beim Landesausstellungsprojekt Svizra27 mitzuwirken. Was waren Ihre Beweggründe?
Ein bisschen fühlte ich mich verpflichtet, weil es meine Region ist, und dann hat mich einfach das gewählte Motto angesprochen. Ausgehend vom Thema Arbeit, wie sich diese verändern wird in den nächsten Jahren, wie wir Menschen als Individuen und als Gesellschaft mit dem Wandel umgehen und diesen gestalten werden, kann man alle relevanten Themen bearbeiten: Veränderung der Arbeit durch die Digitalisierung, Auswirkung auf die Sozialwerke, auf die Entwicklung von Einkommen und Vermögen, auf die Umwelt, auf Freizeit, Familie bzw. verschiedene Formen von Lebensgemeinschaften, die alternde Bevölkerung, neue Wohnformen etc. Und dies alles nun noch beeinflusst durch Corona, gewisse Veränderungen werden dadurch beschleunigt. Wichtig ist ein Focus und ein roter Faden. Arbeit passt zu unserer Region als Industriestandort, wir sind nicht primär ein Postkartensujet der Schweiz, zeichnen uns nicht durch Kühe und Schokolade aus, aber tragen mit unserer Industrie ganz wesentlich zum Wohlstand der Schweiz bei. Darüber nachzudenken und zu reden, über die Schweiz der Zukunft, auch die Schweiz in der Welt, das reizt mich ungemein.
Wie nehmen Sie als Ständerätin die Nordwestschweiz als Einheit in der Schweiz war, auch im Vergleich mit anderen Regionen wie die Ostschweiz oder die Westschweiz?
Da ist viel Luft nach oben! Aber die Westschweiz zum Beispiel, die ist auch sehr heterogen. Wenn sie es schafft, geeint aufzutreten, dann hat dies mehr mit ihrer Position als Minderheit innerhalb der Schweiz zu tun. Die wenigsten Themen sind ja einfach regional. Vor allem ist dies bei der Infrastruktur der Fall, wenn man die Töpfe des Bundes plündern will, dann schaffen es andere Regionen vielleicht besser, zusammenzustehen – aber bei den Schweizerischen Rheinhäfen oder beim Herzstück, da haben wir es auch geschafft. Generell beobachte ich unterschiedliche Koalitionen, je nach Thema, das finde ich gar nicht schlecht. Bei Bildungsthemen verbünden sich die Unikantone, bei Landwirtschaftsthemen die Agrarkantone – befriedigend kommt das natürlich nicht immer raus: so waren die Bergkantone nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative nicht glücklich und jetzt auch nicht mit der Ablehnung des Jagdgesetzes. Aber das ist zu akzeptieren. Für das Funktionieren der Schweiz insgesamt ist es viel besser, dass es immer wieder andere Koalitionen gibt. Ich stelle mir das wie ein Netz vor, das die Schweiz letztlich zusammenhält.
Innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre wird der Wettbewerb zum Projekt Svizra27 durchgeführt. Was sind Ihre persönlichen Erwartungen? Was wünschen Sie sich?
Die Zusammensetzung der Jury motiviert mich sehr, so interessante Leute. Ich verspreche mir gute Diskussionen, die auch mir persönlich neue Perspektiven bringen werden. Vor allem aber werden wir uns alle um ein gutes Resultat bemühen. Es liegt an uns, die inhaltliche Basis für das Projekt zu legen, das ist eine grosse Verantwortung, damit das Projekt im Wettbewerb mit den anderen Expo-Projekten eine Chance hat.
Mit «Mensch – Arbeit – Zusammenhalt» hat das Projekt Svizra27 ein Motto gewählt, welches über alle politischen Parteien, in allen Gesellschaftsschichten und über alle Generationen ein Thema ist. Bietet dies aus Ihrer Sicht auch die Chance, eine Landesausstellung für die ganze Schweiz zu organisieren?
Die Bedeutung des Themas geht weit über die Nordwestschweiz hinaus. Ich denke, wir sind eine äusserst geeignete Region, um dieses Thema zu lancieren und umzusetzen – wenn wir das gut machen, werden die Leute begeistert in die Nordwestschweiz strömen im 2027!